Gute Salesletter bzw. Verkaufstexte zielen auf Emotionen. Eine weitläufig be- und anerkannte Tatsache, soweit so gut. Wenn diese Techniken jedoch genutzt werden um qualitativ unterdurchschnittliche oder nur schlichtweg zu teure Produkte zu verkaufen, habe ich ein moralisches Problem. Gute Texter wissen um die Kraft der Emotionen – und setzen dieses Wissen immer öfter auch ein, um Kunden minderwertige oder eben überteuerte Ware anzudrehen.
Wie sonst ist es erklärbar, dass vor allem in der „Geld verdienen“ Branche ansonsten vernunftbegabte Menschen Unsummen für eBooks und „Spezial-Reporte“ (ist das überhaupt ein korrektes deutsches Wort?) ausgeben – geschrieben von „Autoren“, die in den allermeisten Fällen selbst gerade einmal semi-erfolgreich sind?
eBooks, deren Inhalt sich zumeist auf das spätestens seit P. T. Barnum allgemein bekannte Prinzip „Schick mir $10,00 und ich zeige dir, wie du ein Buch schreibst, für das dir die Leute dann $10,00 schicken“ beschränkt? Schlimmer noch, es scheint sogar, dass diese intelligenten Menschen den Betrug an ihnen nicht einmal bemerken und Ihr hart verdientes Geld immer wieder ausgeben, bloß um die nächste „ultrageheime Marketingtechnik des Monats“ zu lernen anstatt sich die Grundprinzipien guten Marketings anzueignen? „Echte“ Bücher (auch Fachliteratur, z.B von diesen beiden Herren) kosten üblicherweise nur einen Bruchteil von im Netz angebotenen eBooks und „Spezial-Reports“ und enthalten in der Regel weit hochwertigere und verlässlichere (weil tw. jahrzehntelang erprobte und verfeinerte) Informationen.
Ohne fundierte wissenschaftliche Studien dazu zu haben (wie auch) scheint mir die Antwort doch relativ einfach zu sein: Kaufentscheidungen werden aus Emotionen getroffen und erst im Nachhinein rational gerechtfertigt: Die Sehnsucht nach einem unabhängigen Leben, die Gier nach schnellem Reichtum (möglichst ohne dafür arbeiten zu müssen), die Angst, für den persönlichen Erfolg entscheidende Informationen nicht zu besitzen und vor allem der unbedingte Wunsch mit diesem Produkt endlich und endgültig das eigene Leben wunschgerecht verändern zu können: Gegen solcherart intensive Emotionen wird die eigene Ratio oftmals sogar als Hindernis wahrgenommen und so gut es geht eben ausgeblendet.
Sie wird erst wieder hervorgeholt, wenn es nach der ersten Euphorie über den endlich gefundenen „Heiligen Gral“ darum geht, die eigene Entscheidung vor allem vor sich selbst zu rechtfertigen und plötzlich wird der eigen Geist erstaunlich kreativ im finden von rationalen Rechtfertigungen. Kein Wunder, geht es darum sich selbst nicht eingestehen zu müssen: „Ich bin ein Idiot und habe eine falsche Entscheidung getroffen!“
Die Lösung: Sapere aude!
Nicht 100% zum Thema passend aber trotzdem ein Augenöffner: Auf YouTube habe ich ein Video gefunden, welches themtisch zumindest am Rande etwas mit diesem Artikel zu tun hat und zudem originell, witzig, satirisch – und so nah an meinem Verständnis von Realität ist.
PS – Wenn Sie sich mit SEO beschäftigen aber mit dem Begriff „Linkbait“ bis jetzt noch nichts anfangen konnten – ein besseres Beispiel für diese Technik wirst Du finden. Außer vielleicht auf www.penisland.net