„Jiro dreams of sushi“ ist auf so vielen Ebenen gut, dass ich jedem, der den Film noch nicht kennt uneingeschränkt empfehlen kann ein wenig Netflix (oder Youtube) Zeit dafür zu reservieren und zu staunen was mit Hingabe (andere würden sagen Besessenheit) möglich ist.
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In der Doku wird die Geschichte von Jiro Ono erzählt, einem 85-jährigen Sushi-Meister, der diesen Beruf ausübt seit er 9 oder 10 war. Ziemlich lange Zeit also um gut darin zu werden. 3-Michelin-Sterne-gut. Für eine Sushi Bar in einer Tokioter U-bahn-Station mit insgesamt 10 Plätzen ist das recht bemerkenswert.
Die Doku taugt als Inspirationsquelle für beinahe alle Bereiche des Lebens (nur vielleicht nicht unbedingt in Fragen der Kindererziehung), mich hat aber vor allem interessiert, welche Marketing-Lektionen darin stecken. Hier also ein paar ungeordnete Gedanken dazu.
Mach was du am besten kannst. Ich weiß jetzt nicht wer’s gesagt hat (Dan Sullivan?) aber wenn du dich nicht darauf konzentrierst deine Stärken auszuspielen sondern vor allem darauf deine Schwächen zu verbessern, kann es passieren, dass du am Ende deines Lebens mit einem Haufen wirklich starker Schwächen dastehst. Soll heissen: Finde raus worin du gut bist und lass die anderen Dinge wenn möglich von jemandem anderen erledigen.
Sei selektiv bei der Auswahl deiner Zielgruppe. Jiro serviert Sushi. Keine Appetizer, keine Drinks, kein Dessert. Nur Sushi. Talk about positioning.
Jiro und sein Team denken an wirklich alles. Bis du Linkshänder, serviert er dir dein „Hirame“ entsprechend. Abhängig von deinem Geschlecht, deiner Körpergrösse und auch der Geschwindigkeit mit der du deine „Sayori“ oder „Tako“ Häppchen verzehrst, fertigt er (on-the-fly) kleinere oder größere Portionen, damit alle Gäste gleichzeitig mit dem Essen fertig werden und der Gesamtfluss nicht gestört wird.
Die Reihenfolge in der die verschiedenen Shushi-Häppchen serviert werden ist natürlich ebenfalls nicht willkürlich gewählt sondern folgt einem raffinierten, durchkomponiertem Rhythmus in dem sich das Geschmackserlebnis kontinuierlich steigert.
All das und noch vieles mehr (wie zB die Sitzordnung der Gäste) werden von Jiro und seinen Angestellten entweder spontan oder schon lange im Vorhinein bedacht und arrangiert. So wird ein perfektes User-Erlebnis geschaffen und Jiro’s Kunden schwärmen wahrscheinlich noch Monate nach Ihrem letzten „Kanpyo-Maki“ davon.
Nimm dein Produkt, dein Handwerk oder deine Dienstleistung ernst. Deine Kunden werden merken, ob du hinter deinem Angebot stehst und honorieren wenn du das bessere Angebot machst. Jiro braucht keine Werbeanzeigen – sein Produkt und seine Reputation sorgen dafür, dass sein Restaurant schon Monate im Voraus ausgebucht ist.
Und wenn jetzt jemand denkt „OK, mit so einer Dokumentation bräuchte auch ich keine Werbung mehr für mein Unternehmen zu machen“ hat er wahrscheinlich Recht. Der Punkt ist aber natürlich, an den Punkt zu gelangen, an dem jemand überhaupt eine Dokumention über dich machen will.
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