Claude Grunitzky gehört augenscheinlich zu den besten Netzwerkern der Welt.
In seinem Adressbuch (das mittlerweile natürlich eine leistungsfähige Datenbank ist) finden sich über 7.000 Kontakte (zum Vergleich: im Adressbuch eines Normalsterblichen befinden sich durchschnittlich 4-500 Kontakte), dazu kommen 3000 Facebook Freunde (Durchschnitt: 150) und 2000 Kontakte auf dem Karrierenetzwerk LinkedIn.
Er ist so erfolgreich darin die richtigen Leute kennen zu lernen, dass die Harvard Business School sein System zum Netzwerken als Case-Study im Lehrplan verwendet.
Wenn eine Elite Uni sich eines Themas annimmt und es aufbereitet, ist es natürlich vermessen dessen Inhalte in einer 3-Minuten Präsentation erklären zu wollen – einen Teilaspekt seiner Netzwerkstrategie fand ich hingegen schon spannend: Wie schafft der Mann es über 12.000 Kontakte effektiv zu verwalten?
Eine Frage der Einteilung
Üblicherweise teilen wir unsere Kontakte in 2 Kategorien: Private und Geschäftlich.
Grunitzky verzichtet auf diese Unterteilung und gruppiert seine Kontakte nach „Wichtigkeit“ bzw. „Nützlichkeit“ in 5 konzentrischen Kreisen, mit denen er jeweils anders kommuniziert.
Herzstück ist natürlich der „innere Kreis“. Darin finden sich enge Freunde, Mentoren und Multiplikatoren – Menschen die Dinge bewegen können oder anderweitig wichtig für ihn sind. Mit diesem Kreis aus ca 50 Personen trifft er sich so oft er kann, spricht oder schreibt ihnen so oft wie möglich. Dieser intensive Austausch ist wichtig, denn netzwerken ist keine Einbahnstrasse sondern Beziehungsarbeit!
Im nächsten Kreis finden sich „Vertraute“. Mit dieser Gruppe von Leuten hält er ebenfalls regelmäßig persönlichen, schriftlichen oder telefonischen Kontakt – wenn auch nicht ganz so intensiv wie mit dem inneren Kreis.
Den nächsten Kreis bilden „Bekannte“, denen er ab und an Einladungen zu Treffen oder Veranstaltungen schickt.
Die „entfernten Bekannten“ bekommen immerhin noch Weihnachtskarten und Geburtstagsgrüße von ihm, wo hingegen er mit den „flüchtigen Kontakten“ im äußersten Kreis „nur“ noch über Facebook, LinkedIn, Xing und ähnliche Netzwerke in Kontakt bleibt.
Beziehungen ändern sich
Beziehungen ändern sich und so ist auch die Zugehörigkeit einzelner Personen zu bestimmten Kreisen nicht in Stein gemeisselt. Die Beziehungen zu bestehenden Kontakten werden permanent überprüft und angepasst. Wo notwendig und sinnvoll wandern Kontakte von einem Kreis in den nächsten – in beide Richtungen.
<Zitat>
Wer nichts nützt, fliegt raus. Man kann darin professionelle Konsequenz sehen – oder kalte Berechnung.
Ist er oberflächlich?
„Nein. Aber wenn mir jemand eine Beziehung vorgaukelt, um an Rihanna ranzukommen, dann schneide ich ihn ab. Ich kann meine Zeit nicht mit Menschen verschwenden, die mich nur benutzen wollen.“
Aber tut er nicht das Gleiche?
„Ich bitte nur Leute um Hilfe, denen ich im Gegenzug auch etwas bieten kann. Es geht um Balance. Wie bei einem Geschäft.“
<Zitat Ende>
Grunitzky ist natürlich ein Extrembeispiel aber wenn ein System selbst in dieser Dimension offenbar ganz gut klappt, sollte es auch in kleinerem Maßstab funktionieren.
Zumindest die Idee ständiger Beziehungsarbeit im „inneren Kreis“ ist mehr als eine Überlegung wert, denke ich.
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Mehr zu Claude Grunitzky und seiner Art Kontakte zu knüpfen gibts übrigens in diesem überaus lesenswerten Artikel (aus dem auch obiges Zitat stammt):
http://www.capital.de/dasmagazin/claude-grunitzky-der-kontaktmann.html